Nordanbindung B4f

Im Norden von Nürnberg soll eine neue Bundesstraße B4f durch den Sebalder Reichswald geschlagen werden, um den Flughafen direkt an die Autobahn A3 anzubinden. Unter dem Namen Bündnis „Nein zur Flughafen-Nordanbindung !” haben sich eine Reihe von Organisationen, Gruppen und Einzelpersonen zusammengefunden, um dieses Projekt mit all seinen negativen Auswirkungen auf Reichswald, Klima, Naherholung, Grundwasser, Wohnqualität und vieles andere mehr zu verhindern.

Wie sieht die Planung aus?

Die Flughafen-Nordanbindung, oft auch Nordspange genannt, soll den Nürnberger Flughafen [1] über eine zusätzliche und somit dritte Flughafen-Ausfahrt an die Autobahn A3 anbinden. Die neue Anschlußstelle soll zwischen den beiden bestehenden Ausfahrten Nürnberg-Nord und Erlangen-Tennenlohe in unmittelbarer Nähe zu Buchenbühl entstehen. Als B4f vom staatlichen Bauamt Nürnberg [2] geplant, würde die etwa 3,5 km lange und ca. 60 Mio € teure Bundesstraße den Sebalder Reichswald (Bannwald!) westlich von Buchenbühl teils auf einem Damm, teils im Trog durchschneiden. Zur Autobahn hin würde der Damm auf eine Höhe von über 9 Metern ansteigen. Brücken sollen den Wanderweg am Kothbrunngraben sowie einen Forstweg über die Straße führen, wofür weitere Dämme bis auf 7,5m Höhe, quer zur Nordanbindung aufgeschüttet werden müssten. 200m nördlich des Flughafenzauns, nahe des Golfplatzes würde die Straße in einem Tunnel verschwinden, der zwischen den beiden Cargocentern [3] hindurch verlaufen würde. Im Bereich des Löschwegs unweit der Ziegellach [4] käme er wieder ans Tageslicht. Parallel zum Straßentunnel ist ein Rettungsstollen geplant, an dessen Enden, Rettungsplätze mit geeigneten Zufahrten angelegt werden müssen. In der Flughafenstraße soll etwa 200 Meter südlich des bestehenden Flughafenkreisels, ein neuer Kreisverkehr entstehen, von dem ausgehend die Nordanbindung in einem Bogen zum Tunnel geführt würde.

Welche Auswirkungen hat das Projekt?

Naherholung: Den stadtnahen Sebalder Reichswald [5] kann man sicher als das wichtigste und wertvollste Naherholungsgebiet für den Nürnberger Norden betrachten. Nicht umsonst hat man den Reichswald um Nürnberg bereits 1979 durch die Ausweisung zum ersten Bannwald [6] Bayerns geschützt. Die geplante Nordanbindung wird das ohnehin schon durch Autobahn und Flughafen isolierte Naherholungsgebiet zerschneiden und damit weiter zerstückeln. Für Fußgänger und Radfahrer wird die Straße nur an wenigen Stellen zu überqueren sein, da diese überwiegend auf einem Damm verlaufen wird. Folgt man dem jetzt noch idyllischem Wanderweg entlang des Kothbrunnengrabens von Buchenbühl Richtung Kraftshof, wird man in Zukunft den hier gut zwei Meter hohen Straßendamm, über eine Brücke von nahezu 8 Metern Höhe überqueren müssen. Am Ende des dafür erforderlichen Dammes, im Kreuzungsbereich des Wanderweges mit dem Lohenbrückleinsweg (Forstweg), steht eine einige hundert Jahre alte Eiche (Bild links), nicht viel mehr als 100m von der geplanten Trasse entfernt.

Natur: Das von der geplanten Nordanbindung betroffene Waldgebiet ist nicht nur als Bannwald geschützt worden, es gehört auch zum Landschaftsschutzgebiet Kraftshofer Forst [7], sowie zum Vogelschutzgebiet Nürnberger Reichswald [8]. Die für den Straßenbau erforderliche Schneise wird ca. 20 Hektar Wald kosten, was ungefähr 20000 Bäumen entspräche. Aufforstungen als Ausgleichsmaßnahmen sind an Orten geplant, die in keinem räumlichen Zusammenhang stehen, wie z.B. Winkelhaid. Alte Eichen in unmittelbarer Nähe zur geplanten Trasse, bieten Lebensraum für seltene Käferarten, wie den extrem seltenen und geschützten Eremiten oder Juchtenkäfer [9]. Da für den Tunnelbau das Grundwasser über einen längeren Zeitraum stark abgesenkt werden muß, sind auch diese Bäume gefährdet und wie sich solche Maßnahmen auswirken, konnte man beim Bau der 1999 in Betrieb genommenen U-Bahn zum Flughafen beobachten, wo der Weiher im Marienbergpark genauso ausgetrocknet war, wie das Frankenbad oder der Löschteich neben der Flughafenstraße. Viele Bäume in der Umgebung sind daraufhin abgestorben, unter anderem sehr viele Birken.

Lärm: Die Bewohner der Siedlung Buchenbühl [10] sind ohnehin schon durch die Autobahn im Norden und den Flughafen im Süden, gleich von mehreren Seiten ungewöhnlich starkem Lärm ausgesetzt. Die Nordanbindung wird eine neue Lärmquelle, nahe der Wohnbebauung im Westen bringen, die aber, so die Straßenplaner, rein rechnerisch keine Grenzwerte überschreiten wird und gegen den Dauerlärm der Autobahn nicht wahrnehmbar sein soll. Trotzdem wird der zu erwartende Verkehrslärm das beliebte und wichtige Naherholungsgebiet abwerten und die dort lebende Tierwelt beeinträchtigen.

Was bringt die neue Straße?

Der Flughafen Nürnberg wurde für 2007 wieder mit dem Business Traveller Award [11] als bester Flughafen Deutschlands ausgezeichnet, wobei die gute Erreichbarkeit maßgeblich dazu beigetragen hat. Die Nähe zur Stadt und die direkte U-Bahn-Anbindung [12] bieten kurze schnelle Wege, wie sie kaum ein anderer Flughafen zu bieten hat. Die beschlossene Verlängerung der Straßenbahn [13] über Thon hinaus nach Buch, bietet die Möglichkeit die Buslinie 30 [14] von Erlangen direkt an den Airport zu führen und damit die Benutzung öffentlicher Verkehrmittel auch für Erlanger interessanter zu machen. Auch eine Stadtbahn zwischen Erlangen und Nürnberg und die Verlängerung der U2 vom Flughafen bis dorthin, wie es gelegentlich vorgeschlagen wird, könnte den öffentlichen Nahverkehr für Pendler zwischen Erlangen und Nürnberg attraktiver machen.

Der Verkehr auf der Flughafenstraße, wie auch auf der Marienbergstraße hat sich in den letzten 15 Jahren kaum verändert, auch wenn sich das Passagieraufkommen [15] des Flughafens in diesem Zeitraum gut verdoppelt hat. Das Wachstum hat der Airport vor allem Air-Berlin zu verdanken, die hier ein sogenanntes Drehkreuz [16] eingerichtet hat, indem die Passagiere entsprechend ihrer Urlaubsziele auf die Maschinen umverteilt werden. Die Passagierzahlen des Drehkreuzes sind 2007 um 27,6% auf 1,53 Millionen gestiegen, damit ist Nürnberg drittgrößtes Drehkreuz in Deutschland. Die Umsteiger des Drehkreuzes verlassen den Flughafen nicht am Boden und verursachen somit auch keinen Straßenverkehr.

Zählstelle 1999 2000 2003 2005 2007 2008
14239 14379 12493 - 13583 -
23341 24144 22130 - 23199 -
21000 21847 21027 - 21286 -
- 22344 22047 22170 22725 21730
- 17337 17368 - 17973 -
- 15915 16062 - 16497 -
35026 34616 36441 36654 35668 35864
30062 30898 30172 30503 30237 31172

Woher kommen die anderen Passagiere, die den Nürnberger Flughafen nutzen? Betrachtet man die Zahlen aus den Verkehrszählungen [17], fällt auf, daß auf der östlichen Marienbergstraße ca. 2000 Fahrzeuge weniger unterwegs sind als auf dem westlichen Abschnitt. Da es auf der Marienbergstraße sonst keine nennenswerten Abzweigungen gibt, muß diese Differenz folglich durch den Flughafenverkehr zustande kommen. Nimmt man die ca. 14000 Fahrzeuge auf der Flughafenstraße und verteilt diese, unter Berücksichtigung der genannten Differenz auf West und Ost, kommt man auf 8000 und 6000 Kfz. Da etwa die Hälfte der Autofahrer, die den Airport ansteuern, aus dem Stadtgebiet kommen, bleiben für die Erlanger Straße (B4) etwa 4000 Fahrzeuge und für die Äußere Bayreuther Straße (B2) noch 3000 übrig, die auch den Bierweg durchfahren müssen. Damit sind weniger als 20% des Verkehrsaufkommens im Bierweg flughafenbedingt und somit ist eine spürbare Entlastung durch eine Nordanbindung für den Bierweg kaum zu erwarten. Wenn es eine Entlastung für den Bierweg geben sollte, weil Autofahrer die neue Ausfahrt als Zufahrt in die Stadt nutzen, die bisher über Nürnberg-Nord gefahren sind, wird dies auf Kosten der Marienbergstraße und der Ziegelsteinstraße geschehen.

Bedenkt man, daß im Bereich des Flughafens neues Gewerbe angesiedelt werden soll und das geplante Großgewerbegebiet [18], nördlich der Marienbergstraße und östlich der Flughafenstraße, für das sogar ein eigener U-Bahnhof Marienberg [19] eingeplant wurde, nur realisiert werden kann, wenn die verkehrliche Erschließung, eben durch die B4f verbessert würde, dann scheint es eher wahrscheinlich, daß durch die Straße zusätzlich neuer Verkehr in den Nürnberger Norden gebracht wird. Eine Forderung für den Durchbau der Rollnerstraße als Verlängerung der Flughafenstraße zum Nordring wäre dann die logische Konsequenz, auch wenn das momentan noch heftig verneint wird.

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